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Scheidung, der Christus und die Institution

Wenn man die Aussagen Jesus im Matthäus-Evangelium bewertet, dann muss man vorab der Frage der Pharisäer nachgehen. Sie fragten: „Ist's auch recht, dass sich ein Mann scheide von seinem Weibe um irgendeine Ursache?“ (nicht bestimmte Ursache). Irgendeine Ursache kann man auch übersetzen mit, aus irgendwelchen Gründen, mögen sie auch banaler Natur sein.


Damals konnte der Mann ohne jegliche Begründung der Frau den Scheidebrief überreichen. Das ist die Ausgangssituation, worauf Jesus dann geantwortet hat, dass diese Praxis von Anfang her nicht gewesen ist. Auf die Gründe der Ehescheidung geht Jesus in seinem Gespräch auch ein und unterscheidet zwischen allerlei banalen Anlässen und dem Ehebruch. Sehr deutlich ist herauszulesen, dass der Ehebruch durch Fremdgehen vollzogen wird. Denn er sagt: „…es sei denn um Ehebruch.“ Wenn dann die Ehe geschieden wird, so hat der betrogene Partner logischerweise die Ehe nicht gebrochen, einen gebrochenen Krug kann man auch nicht wieder brechen.


„Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ (Matthäus 19:5-6)


Hier darf sehr wohl der Text ergänzt werden: „Was Gott zusammengeführt hat, das soll der Mensch nicht wegen irgendeiner Ursache scheiden.“


Die katholische Kirche sagt, dass eine Ehe grundsätzlich unauflöslich sei. Als Ausnahme wird angesehen, wenn die Ehe kein Sakrament war, weil sie nicht von zwei Getauften geschlossen wurde, oder wenn die Ehe nicht vollzogen wurde.


https://offizialat.bistumlimburg.de


Das mit dem fehlenden Sakrament hat der Christus nicht gesagt. Ähnlich wie die Institution, fast vergleichbar, hat es Paulus geschrieben, indem er von der Ausnahme bei einem ungläubigen Mann gesprochen hat: “So aber der Ungläubige sich scheidet, so lass ihn sich scheiden. Es ist der Bruder oder die Schwester nicht gefangen in solchen Fällen.“


Weiter heißt es im kirchlichen Flyer: „In beiden Fällen (nicht von zwei Getauften, die Ehe nicht vollzogen) wird ein bestehendes Eheband getrennt. Dadurch wird der Weg frei für eine neue kirchliche Eheschließung.“


https://offizialat.bistumlimburg.de


„… und wer eine Abgeschiedene freit, der bricht die Ehe.“ (Matthäus 5:32)


„… und wer die Abgeschiedene von dem Manne freiet, der bricht auch die Ehe.“ (Lukas 16:18)


Man kann bei Josef und Maria nachlesen, dass er, der Mann, längere Zeit unterwegs gewesen ist, um in anderen Regionen zu arbeiten. Und Josef war in der damaligen Zeit bestimmt kein Ausnahmefall. Sind damals wie heute Frauen in der berufsbedingten Abwesenheitszeit der Männer nicht einsam? Und dann käme einer vorbei und nutzt die Einsamkeit zu seinem Vorteil aus. Bricht der dann nicht die intakte Ehe, die bis dahin auf Vertrauen basierte, wenn er die Abgeschiedene (die Einsame, fern und dann auch isoliert) freit?


Synonyme für Abgeschieden (mitteldeutsch abgescheiden) sind einsam, verlassen, fern, isoliert, zurückgezogen, abgelegt etc. Synonyme für Geschieden sind aufgelöst, gelöst, nicht mehr verheiratet, Zustand nach einer Ehescheidung.


Nun machten sich die Theologen bei den revidierten Bibelübersetzungen im 20. Jahrhundert ans Werk, wie Hieronymus, um zu bessern und ändern, besonders nach den Sakramenten der katholischen Kirche. Und siehe da, die Texte im Matthäusevangelium und im Lukasevangelium haben sie angepasst. Nur angepasst werden sie sagen, nicht gefälscht, nach katholischem Verständnis.


Man ist sich institutionell einig geworden und übersetzt jetzt einheitlicher nach dem katholischen Ehesakrament. Warum die Lutherbibel bis 1912 einheitlich im Matthäus und Lukas mit dem Wort Abgeschiedene übersetzte, und dann ab 1912 diese Übersetzung im Matthäus beibehielt, aber im Lukas dann mit dem Wort Geschiedene übersetzte, ist für mich ein Rätzel. Eine völlige Angleichung von dem Wort Abgeschiedene nach dem Wort Geschiedene haben sie dann in den folgenden Fassungen vorgenommen.


Eine Frau, die aus einer Ehe entlassen worden ist und der Ex-Mann wieder heiratet, wie kann dann seine ehemalige Frau die Ehe ihres wiederverheirateten Mannes brechen? Die Übersetzung von einer Abgeschiedenen (getrenntlebenden Ehefrau) widerspricht dem katholischen Sakrament, hier passt dann schon besser von einer Geschiedenen und die Protestanten haben sich gebeugt.


„Wer sich von seinem Weibe scheidet,“ „Wer seine Frau entlässt,“ „Wer sich von seiner Frau trennt, “ was ist denn nun richtig, scheiden, entlassen, trennen, und welcher Übersetzung soll man dann Glauben schenken? Ich kenne viele Paare die getrennt sind, sich aber aus finanziellen Gründen nie scheiden lassen.


Von alledem wissen die Evangelisten Markus und Johannes nichts. Fündig bin ich im gnostischen Bartholomäus-Evangelium geworden. „Wenn einer aus Fleischeslust sündigt, wie wird ihm das vergolten? Jesus antwortete: Es ist schön, wenn der Getaufte seine Taufe ohne Tadel bewahrt.  Die Fleischeslust wird aber ihren Reiz ausüben. Züchtigen Wesen entspricht die einmalige Ehe. Denn wahrlich ich sage dir: Wer nach der dritten Ehe noch sündigt, ist Gottes unwürdig.“  


Die Apokryphen, Verbotene Bücher der Bibel, Erich Weidinger, Seite 504

Das erinnert mich an den Jesus-Vers nach Johannes 5:14

„Siehe zu, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.“


Siehe auch Lukas 7:39, 47,48:


„… Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und welch ein Weib das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin… Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt (sie hat mit Tränen die Füße Jesu gesalbt); welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben.“


Nun lesen wir wieder von dem Jesus, der die tätige Buße, die Gesinnungswandlung, und nicht die Drohbotschaft, und nicht das unbarmherzige Gesetz gelehrt hat. Wenn der Mensch immer wieder in die gleiche Sünde fällt und damit nicht aufhört ist Gottes unwürdig, sagt Jesus nach seinem Apostel Bartholomäus.


Johannes 8:3 bis 11: „Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte


(4) und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.

(5) Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

(6) Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

(7) Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

(8) Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

(9) Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.

(10) Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?

(11) Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Scheidung, der Christus und die Institution: Text

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Den vollständigen Artikel finden Sie im Buch ab
Seite 97, Kapitel 10 - Scheidung, der Christus und die Institution

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DIE LIEBE SUCHT DICH

von Gerhard Schirra

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